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Integritätsmanagement

Wie kann Ethik im Unternehmen verankert werden? Wie könnte ein Integritätsmanagement-System gestaltet und eingeführt werden?

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensethik ist Chefsache

Unternehmensethik ist Chefsache und beginnt beim ‚Tone at the Top‘

Unternehmensethik bzw. integres Management sind Chefsache – das Thema kann nicht an einen Ethikbeauftragten delegiert oder mittels einer Ethik- bzw. Compliancerichtlinie abgefertigt werden. Die oberste Unternehmensleitung prägt mit dem „Tone at the Top“ – den vorgelebten Prinzipien – die Unternehmenskultur. Mit ihrem Führungsverhalten bzw. ihren Entscheiden sowie der Auswahl des Kaders setzt sie den Rahmen für unternehmensethisches Verhalten im ganzen Unternehmen.

Die Dimensionen von integrem Management in der Praxis

1. Integre Unternehmensführung

  • Integritätskultur. Das Management lebt eine Kultur der Integrität und Rechtschaffenheit vor.
  • Gesetztestreue. Gesetze, Vorschriften und Verträge werden eingehalten.
  • Ethik-Kodex. Ein Ethik-Kodex ist vorhanden und muss von jedem Mitarbeiter unterschrieben werden. Unethisches Verhalten wird durch strikte Kontrollen und konsequente Sanktionen bekämpft.
  • Kooperativer Führungsstil. Entscheide werden soweit möglich in Rücksprache mit den betroffenen Stakeholdern und zum Wohl des Ganzen gefällt. Die Mitarbeiter werden in sie betreffende Unternehmensentscheide so weit wie möglich und sinnvoll einbezogen. Ideen und Einwände der Mitarbeiter werden ernst genommen. Das Management hält sein Wort – Entscheide werden so umgesetzt wie kommuniziert (‚walk the talk‘).
  •  Kommunikationsverhalten. Die Kommunikation nach innen und aussen ist ehrlich, kohärent und transparent. Die Mitarbeiter werden offen, ehrlich und umfassend informiert.
  • Arbeitsbedingungen. Löhne, Arbeitszeiten, physische Arbeitsbedingungen, Sozialleistungen und Arbeitssicherheit sowohl von Mitarbeitern als auch des Kaders sind angemessen und fair. Die Lohndifferenz zwischen Kader und Mitarbeitern wird möglichst tief gehalten. Lohnerhöhungen werden über alle Hierarchiestufen hinweg fair vergeben. Boni und variable Lohnanteile machen maximal 20% des vereinbarten Bruttogehalts aus und sind auf wenige ausgewählte Funktionen beschränkt.
  • Personalauswahl und Entwicklung. Die Ausbildung positiver menschlicher Qualitäten (Herzensbildung) wird vom Management aktiv gefördert und glaubwürdig vorgelebt. Bei der Auswahl des Kaders bzw. bei Beförderungen wird der Integrität bzw. den menschlichen Qualitäten der Bewerber mindestens ein ebenso hohes Gewicht beigemessen wie der fachlichen Qualifikation. Es erfolgt keine Diskriminierung nach Geschlecht, Religion, Rasse oder sexueller Ausrichtung.
  • Mitarbeiterzufriedenheit. Die Mitarbeiterzufriedenheit hat einen hohen Stellenwert und wird regelmässig gemessen. Die Vorgesetzten werden regelmässig anonym durch die Mitarbeiter beurteilt. Das Ergebnis der Beurteilung fliesst in die Lohn- bzw. Bonus-wirksame Beurteilung der Führungskraft ein.
  • Internationale Standards. Der ISO 45001 Standard zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie der SA 8000 Standard für soziale Verantwortung und Menschenrechte werden umgesetzt.

2. Integres Verhalten am Markt

  • Produkte. Die Produkte haben einen hohen Qualitätsstandard. Ihre Funktionalität entspricht der Ausschreibung. Die Preise sind angemessen, d.h. sie sind weder überhöht (Monopolpreise) noch künstlich tief gehalten (Dumping-Preise – ‚Aushungern‘ der Konkurrenz).
  • Kunden. Die Kunden werden in ihren Ansprüchen ernst genommen, Beschwerden werden kulant behandelt. Intermediäre (Agenten, Händler)müssen sich dazu verpflichten, ethische Grundsätze (Ethik-Kodex) einzuhalten. Versprechen und Verträge werden eingehalten.
  • Lieferanten. Lieferanten werden fair behandelt und pünktlich bezahlt. In die Evaluation der Lieferanten werden auch soziale, ökologische und ethische Kriterien einbezogen und angemessen gewichtet. Die Lieferanten müssen sich dazu verpflichten, ethische Grundsätze (Ethik-Kodex) einzuhalten. Versprechen und Verträge werden eingehalten.
  • Konkurrenten. Es wird nicht versucht, die Konkurrenten durch Dumping-Preise oder unbegründete Rechtsverfahren zu schädigen oder aus dem Markt zu drängen.

3. Integres Verhalten gegenüber dem Gemeinwesen (Good Citizenship)

  • Stakeholder. In die das Gemeinwesen betreffenden Unternehmensentscheide werden die betroffenen Stakeholder (Gewerkschaften, Verbände, staatliche Instanzen) so weit wie möglich einbezogen. Die Öffentlichkeit wird offen, ehrlich und umfassend informiert.
  • Transferpreise und Management Fees. Es findet keine Gewinnverschiebung zum Zweck der Steueroptimierung über manipulierte Transferpreise und Management Fees statt. Die innerhalb der OECD geltenden Regelungen für Verrechnungspreise (arm’s length principle) werden auch für die Niederlassungen in Nicht-OECD-Ländern angewendet.
  • Korruption. Die direkte und indirekte Bestechung von öffentlichen Stellen im In- und Ausland wird nicht toleriert. Die lokalen Verkaufsziele und Incentives werden so gestaltet, dass der Anreiz zu solchem Verhalten möglichst klein ist. Den Mitarbeitern steht eine unabhängige und neutrale Stelle für Whistleblowing zur Verfügung. Whistleblower, die einen echten Missstand aufgedeckt haben, werden korrekt behandelt und nicht gemobbt oder entlassen.
  • Outsourcing. An ausgelagerte Produktionsbereiche werden die gleichen sozialen Massstäbe angesetzt, wie an den Hauptstandort.

4. Nachhaltiges Wirtschaften

  • Nachhaltigkeit. Produkte, Herstellprozesse und Logistikstrukturen werden, soweit technisch und wirtschaftlich machbar, ökologisch nachhaltig konzipiert.
  • Outsourcing. An ausgelagerte Produktionsbereiche werden die gleichen Umweltmassstäbe angesetzt, wie an den Hauptstandort. Der ISO 14001 Standard wird umgesetzt.

Wie soll das umgesetzt werden?

Ausgangspunkt: Bewusstsein und Führungskultur

Es hängt in erster Linie vom Bewusstsein und der Führungskultur auf der Ebene des Top-Managements ab, inwieweit sich ein Integritätsmanagement in der Praxis verwirklichen lässt. Die Sensibilität für das Thema hängt u.a. vom öffentlichen Druck, dem Zeitgeist und von der inneren Bereitschaft ab, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen.

Ansatzpunkte

Es ist sinnvoll, dass sich das (Top-)Management von Spezialisten (Management Coaches) unterstützen lässt und sich auch auf einen persönlichen Veränderungsprozess einlässt.

Förderlich kann in diesem Zusammenhang u.a. eine umfassende Schulung der Achtsamkeit sein, wie sie heute vermehrt angeboten wird. Eine solche Schulung fördert nicht nur die eigene Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit als Führungskraft, sondern idealerweise auch die Selbsterkenntnis und die Sensibilität für die Um- und Mitwelt.

Links

» Ethos

» Finance Watch

» Public Eye

» Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik

» Neutrale Whistleblowing Plattform (Beobachter)

» Spirit Plus

» Europäisches Zentrum für Achtsamkeit

» Zentrum für Achtsamkeit (Zürich)

» Trans-In (Management Coaching, Change Management)