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Der Prozess des interreligiösen Dialogs

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Wie kann in der Praxis ein interreligiöser Dialog geführt werden? Welches sind die notwendigen Voraussetzungen?

Inhaltsverzeichnis

Die Voraussetzungen für den interreligiösen Dialog

Wie andernorts bereits festgestellt, besteht der Hauptzweck des interreligiösen Dialogs in einer friedlichen Koexistenz der verschiedenen Religionsgemeinschaften.

Es stellt sich nun die Frage, welche der genannten Positionen diesen Zweck erfüllen. Die Pluralistische Position bietet dazu vom Ansatz her sicher die besten Möglichkeiten, ist jedoch keine zwingende Voraussetzung zum interreligiösen Dialog. Es ist denkbar, dass auch Personen mit einer exklusivistischen Position friedlich zusammenleben und in einen interreligiösen Dialog treten, wenn auch die Bereitschaft, sich mit der Position der Anderen ernsthaft auseinanderzusetzen, vermutlich nicht sehr gross ist. 

Notwendige Bedingungen

Die folgenden Punkte sind als notwendige Bedingungen für einen fruchtbaren interreligiösen Dialog anzusehen:

  • Gegenseitiger Respekt: Sich gegenseitig als Mitmenschen auf einem je eigenen Heilspfad respektieren.
  • Toleranz: Duldung einer nicht geschätzten und auch nicht geteilten religiösen Überzeugung.
  • Verbindliche Grundregeln des Dialogs: Grundsätzliche Dialogbereitschaft, ehrliche Bemühung den anderen verstehen wollen, Verpflichtung auf rationale Argumente, Bereitschaft zur selbstkritischen Überprüfung des eigenen Standpunkts. 

Ansatz zum interreligiösen Dialog

Die folgenden Punkte können die Erfolgschancen des interreligiösen Dialogs erhöhen:

1. Vorurteile abbauen – gegenseitiges Vertrauen aufbauen

Menschen der jeweils anderen Religion in einem ungezwungenen Rahmen treffen und als Mitmenschen mit vergleichbaren Zielen, Sorgen und Nöten kennenlernen. Ein gutes Beispiel dafür ist die jeweils jährlich durchgeführte „Woche der Religionen“ von » IRAS COTIS

2. Vertieftes Wissen über die eigene und die jeweils andere Religion aufbauen

Es ist immer wieder festzustellen, dass das Bild der verschiedenen Religionsgemeinschaften voneinander zum einen Teil auf Halbwissen zum anderen auf Vorurteilen basiert. Zudem reicht auch das Wissen über die eigene Religion nicht immer sehr tief. 

3. Erst Gemeinsamkeiten feststellen – dann Unterschiede diskutieren

Erst wenn genügend gegenseitiges Vertrauen und Wissen vorhanden ist, kann eine Diskussion über theologische Fragen auf einer soliden Basis stattfinden. Dabei sollten als erstes die gegenseitigen Parallelen herausgearbeitet werden.

Als Einstieg eignet sich die Auseinandersetzung mit Werten, Einstellungen und Verhaltensmaximen, da dort die grössten Parallelen zu erwarten sind (siehe z.B. die Goldene Regel).

Anschliessend können die zentralen Unterschiede in Verhaltensmaximen, spiritueller Praxis und Philosophie / Theologie diskutiert werden. Dabei ist es wichtig, den unterschiedlichen geschichtlichen und kulturellen Hintergrund der Religionen nicht aus den Augen zu verlieren.

Es könnte z.B. diskutiert werden, welche Werte und Ideen hinter den unterschiedlichen Vorstellungen liegen (Beispiel Kopftuch: Schutz der Frauen vor der Sonne und vor Übergriffen) und wie diese heute und im europäischen Kontext zu beurteilen sind. Schliesslich können die Unterschiede auf ihre Relevanz sowohl für das seelische Heil als auch für das Alltagsleben hin untersucht werden. 

Links

» IRAS COTIS

» Feste der Religionen

» Haus der Religionen Bern

» Religion.ch

» Religionen der Schweiz (Universität Luzern)

» Schweizerischer Rat der Religionen SCR

» ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog

» Zürcher Forum der Religionen

» zVisite – interreligiöse Zeitung

Literatur

Margret Bürgisser, Interreligiöser Dialog, Grundlagen – Erfahrungen – Perspektiven, Bern: hep Verlag, 2009