Woher kommt der Begriff „Ethik“?
Der Begriff „Ethik“ leitet sich aus dem griechischen Begriff „Ethos“ ab, was so viel bedeutet wie Sitte, Charakter und gewohnter Ort des Lebens, oder auch die Art und Weise, wie Lebewesen in ihrem Lebensraum zu Hause sind. Als philosophische Disziplin geht die Ethik auf Aristoteles zurück, der seinerseits auf ältere Ansätze zurückgreift.
Worum geht es in der Ethik?
Im Wesentlichen geht es um die Frage, wie sich der Mensch in seinem Lebensraum verhalten soll, also um die Frage nach dem ‚richtigen‘ bzw. ‚guten‘ und ‚gerechten‘ Handeln. Das Ziel der Ethik als Disziplin ist die Erarbeitung von allgemeingültigen Normen und Werten (Normative Ethik), die dem Menschen helfen sollen, moralische Entscheidungen zu treffen.
Die Ethik bietet Methoden und allgemeine Prinzipien an, die mittels eines definierten Verfahrens auf konkrete Entscheide angewendet werden können. Die Entscheide selbst sind eine Frage der praktischen Urteilskraft und des geschulten Gewissens.
Der Unterschied zwischen Ethik und Moral
Es gibt keine allgemein gültige Definitionen der beiden Begriffe. Ethik und Moral werden oft synonym verwendet. Eine mögliche Differenzierung ist die Folgende:
- Moral: Wertesystem, Normen, Sitten und Gebräuche einer bestimmten kulturellen Tradition oder Religion. Die überlieferte Moral schreibt, unabhängig von der aktuellen Situation und den äusseren Umständen, ein bestimmtes Verhalten vor.
Beispiel: „Du sollst nicht lügen!“ - Ethik: Nachdenken, Reflektieren über die Grundsätze der Moral. Hier wird einerseits prinzipiell, andererseits situationsbezogen über moralische Prinzipien nachgedacht bzw. deren Begründung kritisch hinterfragt. Der Gegenstand der Ethik ist also moralisches Handeln und Urteilen. Die Ethik wendet also nicht einfach moralische Prinzipien an, sondern sucht nach einem der Situation angemessenen individuellen bzw. kollektiven Verhalten in einer komplexen Welt.
Beispiel: „Darf man auch dann nicht lügen, wenn ein Menschenleben auf dem Spiel steht?“
Die Moral schreibt vor, die Ethik stellt Fragen und lädt zum Nachdenken ein. So wie niemand durch Theologie religiös wird, wird auch niemand durch Ethik moralisch. Die Ethik kann aber durch ihr kritisches Hinterfragen zur Klärung des moralischen Selbstverständnisses beitragen. ↑
Verschiedene Ansätze von Ethik
In der Philosophie werden grob drei Formen der Ethik unterschieden:
- Die empirische, beschreibende Ethik
- Die Normative Ethik
- Die Metaethik
An dieser Stelle wird der Ansatz der ‚Normativen Ethik‘ weiterverfolgt. ↑
Normative Ethik
Der zentrale Massstab für die normative Ethik ist die Vernunft. Durch systematische Reflexion wird zu klären versucht,
- was unter einem sinnvollen Leben zu verstehen ist (Frage nach dem Guten),
- welche Werte aus welchen Gründen den Vorrang vor anderen verdienen,
- welche Normen gelten sollen und wie sich diese begründen lassen (Frage nach dem Richtigen).
Literatur
Otfried Höffe, Lexikon der Ethik, München: Verlag C.H. Beck oHG, 1977 (8. Auflage 2008)
Walter Schwery, Das Böse oder die Versöhnung mit dem Dunklen Bruder, Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann, 2008 ↑