1. Alles was ist lässt sich auf einen transzendenten Urgrund zurückführen
Es gibt eine letzte Ursache für alles was ist, einen transzendenten Urgrund, das Absolute bzw. Gott (bzw. Gottvater). Gott bzw. das Absolute ist ungeboren, unvergänglich und jenseits von Raum und Zeit. Es bildet den letzten Horizont aller Wirklichkeit. Das Absolute ist bei entsprechender Vorbereitung und Gnade zwar erfahrbar, nicht aber mit Worten beschreibbar oder in Konzepte zu fassen. Alles was ist, geht auf dieses Absolute zurück und steht zu Ihm in Beziehung (‚ich bin in Dir – Du bist in mir‘). ↑
2. Das letzte Heil liegt im Absoluten
Der Mensch kann sein letztendliches Heil nur in seiner Beziehung zu Gott bzw. zum Absoluten finden. Alles andere ist relativ und vergänglich. Unsere Beziehung zu Gott ist essenziell und kann nicht durch Wohlstand, Wohlfahrt und technischen Fortschritt, ja nicht einmal durch Kultur, Menschenrechte oder Ethik ersetzt werden. ↑
3. Alle Religionen beziehen sich auf dasselbe Absolute
Wenn es so etwas wie Gott bzw. das Absolute gibt, so ist es für alle Menschen dasselbe. Jede Religion ist in einem spezifischen kulturellen Kontext entstanden, der sich stark vom Entstehungskontext der anderen Religionen unterscheidet. Da sich das Absolute nicht mit Worten beschreiben lässt, muss dies über den Umweg von Metaphern und Denkmodellen geschehen. Damit diese verstanden werden, müssen sie auf den jeweiligen sozialen und kulturellen Kontext abgestimmt sein. Das ist ein wesentlicher Grund für die Unterschiede zwischen den Religionen. Es ist aber davon auszugehen, dass sich alle Religionen letztlich auf dieselbe Erfahrung bzw. dasselbe Absolute beziehen. Es gibt keine allgemein akzeptierte Grundlage, auf der eine Religion für sich eine Sonderstellung oder gar das Primat beanspruchen könnte. ↑
4. Der Hauptweck der Religionen ist die Verbindung zum Absoluten
Der letztendliche Zweck jeder Religion liegt darin, ihren Anhängern eine Verbindung zu Gott bzw. zum Absoluten zu ermöglichen. Dazu bietet jede Religion eine Erklärung der letzten Zusammenhänge sowie Riten, Gebete und weitere Praktiken an. ↑
5. Es gibt verschiedene Wege zum Absoluten
Gott bzw. das Absolute ist in jedem Menschen immer verfügbar – als ‚göttlicher Funken‘, ‚Buddhanatur‘, ‚Atman‘, etc. Jeder Mensch kann eine innere Beziehung zu Gott bzw. zum Absoluten aufbauen. Die Religionen sind dazu zwar keine Voraussetzung, bieten aber Hilfsmittel und Unterstützung auf dem je eigenen spirituellen Pfade an. ↑
Diskussion
Weder die obenstehenden Thesen noch die entsprechenden Gegenpositionen lassen sich beweisen (» Gottesbeweise). Zur Plausibilisierung der Thesen kann folgendes angeführt werden:
- Die Erfahrung einer transzendenten Realität jenseits aller Begriffe (» Gotteserfahrung) scheint zu den grundsätzlichen Möglichkeiten des Menschen zu gehören, wie auch immer diese Erfahrung zustande kommen mag. Die Erfahrung wird von den Betreffenden als tiefgreifend und wegweisend für das weitere Leben beschrieben. In den verschiedenen mystischen Traditionen wird zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten von solchen Transzendenz-Erfahrungen berichtet. Sowohl die Erfahrungen selbst als auch die daraus abgeleiteten Konsequenzen für das eigene Leben weisen zentrale Parallelen auf.
- Es gibt auf dieser Welt keine traditionelle Kultur, die sich nicht auf eine Religion beziehen würde. Religion und Spiritualität entsprechen einem menschlichen Grundbedürfnis.
- Der Bezug zu einer Religion bzw. die religiöse Betätigung können einen positiven Effekt auf das eigene Wohlbefinden und das soziale Zusammenleben haben.
- In der Essenz weisen die Weltreligionen zentrale Parallelen auf. Sie kennen alle ein absolutes Prinzip, einen Pfad um sich dazu in Beziehung zu setzen sowie einen Katalog von vergleichbaren Werten und Verhaltensnormen. ↑